Die Mitarbeiter sind das Herz und die Seele einer Ordination. Die zahnärztliche Fachassistenten tragen wesentlich zum Erfolg der Praxis bei. Was es für diesen Beruf braucht und wie die Ausbildung abläuft, erklärt Anita Wagner, Berufsschullehrerin und Praxis-Consultant.
Anita Wagner im Interview:
Sie sind Berufsschullehrerin und Praxis-Consultant: Können Sie sich und Ihren Werdegang kurz vorstellen?
Ich bin gelernte zahnärztliche Fachassistentin, habe Biomedical Engineering und duale Berufsbildung mit Schwerpunkt Gesundheit und Soziales auf Lehramt berufsbegleitend studiert.
2015 bin ich auf die Berufsschule für zahnärztliche Fachassistenz und Zahntechniker/innen in Wien aufmerksam geworden habe den Bewerbungsprozess durchgemacht und unterrichte seit 2016 hauptberuflich dort. Seit 2017 bin ich nebenberuflich Praxis-Consultant im zahnmedizinischen Bereich und kooperiere mit verschiedenen Firmen im zahnmedizinischen Sektor.
Welche Schwerpunkte unterrichten Sie an der Berufsschule und welche Fortbildungen bieten Sie darüber hinaus an?
Ich unterrichte an der Berufsschule die Fächer Anatomie & Physiologie, Zahnbehandlung & Prothetik, Fachkunde sowie Ordinationsverwaltung. In der Assistenzfortbildung biete ich Schulungen, Kurse und Workshops im Bereich Praxismanagement, Kinder- und Erwachsenenprophylaxe sowie Vorbereitungen zur Lehrabschlussprüfung an. Im Bereich der zahnärztlichen Fortbildung biete ich Coaching in der Lehrlingsausbildung an.
Welche Fähigkeiten bzw. Stärken sollte man haben, wenn man den Berufswunsch zahnärztliche Fachassistenz hat?
Eine gute Assistenz bringt Verantwortungsbewusstsein, Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und Einsatzfreude mit. Darüber hinaus wünscht sich vermutlich jeder Zahnarzt / jede Zahnärztin eine Assistenz die genau, sorgfältig und selbstständig ist, die Freude am (dazu-) lernen und am Arbeiten mit Menschen hat – seien das die Patientinnen und Patienten oder auch das Praxisteam. Des Weiteren ist ein Grundverständnis mit dem Umgang von digitalen Medien sowie medizinisch-technischen Werkstoffen und Instrumenten ein Vorteil.
Wie lange dauert die Lehre? In welchen Bereichen wird die Assistenz ausgebildet und wie sind die Berufsaussichten?
Die Lehre dauert drei Jahre und die Berufsschule ist berufsbegleitend zu absolvieren. Während dieser Zeit wird die Assistenz dual, also in der Ausbildungspraxis fachpraktisch sowie in der Berufsschule fachtheortisch und ergänzend fachpraktisch ausgebildet. Eine zahnärztliche Fachassistenz wird in allen zahnmedizinischen Bereichen kompetenzorientiert ausgebildet und ist in der konservierenden, kieferorthopädischen sowie oralchirurgischen Assistenz einsatzfähig.
Mit der Krise im Pflege- und Gesundheitsbereich haben auch die zahnärztlichen Ordinationen, Ambulatorien und Kliniken zu kämpfen. Die Aufwertung und Anerkennung des Assistenzberufes sind in aller Munde und es beginnt langsam ein Wandel. Ich denke jeder junge Mensch, der sich für den Assistenzberuf entscheidet, hat ein gutes Fundament, auf dem man aufbauen kann und in dem man krisensicher immer einen Job finden wird.
Was unterscheidet Lehre und Anlehre?
Ja, einige sogar. Zum Beispiel ist die Lehre und somit auch die Berufsschule für einen Lehrling staatlich-öffentlich, somit entstehen der Ausbildungspraxis keine Kosten für die Berufsschule, denn die Kosten werden von Anfang an vom Staat getragen.
Die Anlehre empfiehlt sich für alle, die bereits eine Ausbildung oder Schule absolviert haben, da in der Berufsschule neben dem fachlich- theoretischen und praktischen Unterricht auch allgemeinbildende Fächer (Deutsch und Kommunikation, Angewandte Wirtschaftslehre, Berufsspezifisches Englisch und Politische Bildung) unterrichtet werden.
Die Inhalte der Fachtheorie sind bei beiden Varianten sehr ähnlich aufgebaut Unterschiede machen sich in der Umsetzung bemerkbar, während bei der Anlehre auf Vorträge und Kurse von Zahnärztinnen und Zahnärzten gesetzt wird, ist in der Berufsschule kompetenzorientierter Unterricht von Pädagogen mit zahnmedizinischem Background und die Verbindung von Theorie und Praxis Usus.
In welchen Themenbereich sollten sich die AssistentInnen im Laufe Ihrer Berufskarriere laufend fortbilden?
Die Digitalisierung holt die Zahnarztpraxen ein, somit wird es immer mehr von Vorteil, wenn die Assistenz mit dem digitalen Workflow der Zahnarztpraxis vertraut ist und sich in dem Bereich weiterbildet. Das Ganze kann auf unterschiedlichen Ebenen stattfinden, im Bereich der Verwaltung, des Röntgens, der Abformung, der Prophylaxe und so weiter.
Inwieweit erleichtern die digitalen Möglichkeiten den Arbeitsalltag der zahnärztlichen Fachassistenz?
Abgesehen davon, dass wir alle ein Smartphone in der Hosentasche mit uns tragen und alle Erledigungen und Notizen damit erledigen, sind die digitalen Prozesse in der Zahnarztpraxis einfach eine enorme wirtschaftliche Erleichterung.
Für die Assistenz bedeuten die digitalen Prozesse eine Sicherung von Qualitätsstandarts, eine Zeitersparnis in der Dokumentation und Behandlung sowie eine rasche Beseitigung von möglichen Fehlerquellen. Es ist doch schöner für jede Praxis, wenn die Patientinnen und Patienten die Ordination mit Effektivität, Menschlichkeit und Kompetenz verbinden als die Patientinnen und Patienten verbinden mit dem Zahnarzt/der Zahnärztin den übervollen und vollgeschriebenen Terminkalender oder den unangenehmen Alginatabdruck.
Was macht eine gute zahnärztliche Fachassistenz aus?
Mein Lehrausbildner hat es damals auf den Punkt gebracht: eine gute Assistenz ist dem Zahnarzt / der Zahnärztin sowie den Patientinnen und Patienten immer gedanklich mindestens einen Schritt voraus. Nun liegt diese Aussage 15 Jahre zurück und es hat sich im Wesentlichen nichts verändert.
Eine gute Assistenz kennt die Praxisabläufe und optimiert diese, kennt den Zahnarzt / die Zahnärztin und assistiert sowie erleichtert so die Behandlung des Patienten / der Patientin und eine gute Assistenz kann mit ihren digitalen Fähigkeiten den ganzen Praxisalltag erleichtern und unterstützen.
* Ausschließlich zum Zweck der leichteren Lesbarkeit wird auf diesem Blog das generische Maskulinum verwendet. Hiermit sprechen wir ausdrücklich alle Geschlechteridentitäten ohne wertenden Unterschied an.