Basierend auf einem hochkarätig besetzten Experten-Workshop in Paris liefert das Papier einen umfassenden Überblick über die epidemiologischen Daten, die klinischen Besonderheiten, die diagnostischen Möglichkeiten und konkrete Handlungsempfehlungen im Umgang mit entzündlichen Erkrankungen des Zahnhalteapparats bei jungen Patient:innen.
Ursachen und Risikofaktoren
Auch wenn die Prävalenz bei Kindern deutlich geringer ist als bei Erwachsenen, darf sie keinesfalls unterschätzt werden. In vielen Fällen entwickeln sich erste Anzeichen bereits im Grundschulalter – begünstigt durch genetische Faktoren, systemische Erkrankungen, hormonelle Veränderungen in der Pubertät oder eine mangelhafte Mundhygiene.
Besonders im Fokus stehen laut Whitepaper auch soziale und edukative Einflussfaktoren: Kinder, die in zahnärztlich unterversorgten Haushalten leben oder keine regelmäßige Prophylaxe erhalten, tragen ein höheres Risiko. Zusätzlich kann ein Mangel an Aufklärung in der Familie dazu führen, dass entzündliche Veränderungen erst sehr spät erkannt werden.
Klare Empfehlungen für die Praxis
Das Whitepaper fordert eine konsequente Früherkennung parodontaler Erkrankungen – bereits im Kindesalter. Regelmäßige zahnärztliche Untersuchungen sollten daher auch eine gezielte Kontrolle des Parodontalzustands umfassen, inklusive Messung der Sondierungstiefen und Beurteilung des Weichgewebes. Bei auffälligen Befunden sollte nicht gezögert werden, radiologische Diagnostik oder die Überweisung an Spezialist:innen in Erwägung zu ziehen.
Ein weiteres zentrales Anliegen ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit – etwa mit Pädiatern oder Parodontologen –, um auch systemische Ursachen oder seltene Erkrankungen nicht zu übersehen.
Behandlung und Prävention – individuell und ganzheitlich
In der Behandlung steht die individuelle Prophylaxe im Mittelpunkt: angepasst an Alter, Entwicklungsstand und Compliance der jungen Patient:innen. Dazu gehören altersgerechte Mundhygieneinstruktionen, professionelle Zahnreinigungen, fluoridbasierte Präventionsmaßnahmen und – wo nötig – parodontaltherapeutische Eingriffe.
Das Whitepaper betont außerdem die Wichtigkeit eines familienorientierten Ansatzes. Die Einbindung von Eltern, Betreuungspersonen und Bildungseinrichtungen in die Aufklärung ist essenziell, um nachhaltige Erfolge zu erzielen.
Fazit: Parodontale Gesundheit beginnt früh
Parodontale Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen sind kein Spezialfall, sondern ein zentrales Thema moderner zahnärztlicher Prävention. Das Whitepaper liefert nicht nur fundiertes Fachwissen, sondern auch klare Handlungsempfehlungen für die tägliche Praxis. Es macht deutlich: Wer frühzeitig handelt, schafft die besten Voraussetzungen für gesunde parodontale Verhältnisse – ein Leben lang.
Quelle: White Paper „Addressing periodontal diseases in children and adolescents“ (EFP & EAPD, März 2025), Addressing periodontal diseases in children and adolescents - European Federation of Periodontology