Die Suche nach qualifiziertem Personal gestaltet sich meist gar nicht so einfach. Daher ist ein effektives und modernes Personalmanagement für Ordinationen heute wichtiger denn je.
Die richtigen Mitarbeiter am Arbeitsmarkt zu finden und diese auch erfolgreich an die Praxis zu binden, sind zu wesentlichen Herausforderungen geworden – auch für Zahnärzte, wie Raimund Eller, Steuerberater vom Softdent-Partner „Team Jünger - Die Ärztesteuerberater“ in Innsbruck weiß:
„Wie finde und halte ich gute Mitarbeiter? Mittelfristig wird es einen Mix aus Maßnahmen brauchen. Die Standesvertretung hat zuletzt u.a. in punkto Ausbildung Maßnahmen gesetzt, die längerfristig wirken werden. Letztlich ist jedoch immer die einzelne Praxis gefordert, ein entsprechendes Arbeitsumfeld und Arbeitsbedingungen zu schaffen, die attraktiv für Mitarbeiter sind“, erklärt der Profi.
Was es braucht, ist eine starke Arbeitgebermarke.
Was versteht man unter Employer Branding?
Employer Branding bezeichnet den gezielten und strategischen Aufbau einer solchen Arbeitgebermarke, der „Employer Brand“. Es beschreibt all jene Strategien, die es ermöglichen, zentrale Werte eines Unternehmens klar zu kommunizieren und das Image einer Praxis oder eines Unternehmens sowohl in seiner Innen- als auch Außenwirkung zu verbessern.
Ziel ist es, ein unverwechselbares Arbeitgeberbild zu erzeugen, die Identifikation und Bindung von Mitarbeitern an die Ordination zu stärken und die Qualität der Bewerber zu steigern. Gelingt es, sich so positiv von der Konkurrenz abzuheben und sich bereits bestehenden wie auch potentiellen neuen Mitarbeitern als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren, kann das Employer Branding als Erfolg verbucht werden.
Die Problematik: Demografischer Wandel und neue Werte
Warum sich die Suche nach qualifizierten Arbeitskräften heute generell als schwierig gestaltet und eine starke Employer Brand von großem Vorteil ist, hat unterschiedliche Gründe. Aufgrund des demografischen Wandels sinkt die Anzahl der Personen im erwerbsfähigen Alter und auch jener, die ins Berufsleben einsteigen.
Zudem nehmen in unserer Wissensgesellschaft die Anforderungen im Job über alle Branchen hinweg zu. Die Folge: Die Konkurrenz um die immer weniger werdenden, qualifizierten Bewerber steigt.
Hinzu kommt, dass sich die Arbeitswelt – angeregt von der Globalisierung, neuen Technologien sowie der digitalen Vernetzung – in einem tiefgreifenden, strukturellen Wandel befindet.
So bringen die Arbeitnehmer von heute auch abseits von Gehaltsfragen Erwartungen mit sich, die häufig nicht ausreichend beachtet werden – wie beispielsweise der Wunsch nach mehr Flexibilität, kürzeren Beschäftigungszeiten und zeitgemäßeren Arbeitsmodellen.
Durch Employer Branding die richtigen Mitarbeiter finden
Schritt #1: Der Blick nach innen
Wenn Sie sich als Zahnarzt dazu entschieden haben, eine starke Arbeitgebermarke aufzubauen, gilt es zunächst, den Status quo zu reflektieren. Finden Sie heraus, welche Erwartungshaltungen bestehende und potentielle Mitarbeiter an Ihre Praxis haben:
- Aus welchen Gründen arbeiten die eigenen Mitarbeiter (gerne) hier?
- Sind die Mitarbeiter zufrieden und identifizieren sie sich mit ihrer Tätigkeit?
- Wie bewerten Mitarbeiter Sie als Arbeitgeber?
- Wie wird Ihre Ordination von außen/am Arbeitsmarkt wahrgenommen?
- Welches Image hat sie?
- Gibt es Optimierungspotential?
Schritt #2: Ausarbeitung eines Konzepts
Wer sich eingehend mit diesen Fragen beschäftigt und sie wahrheitsgemäß beantwortet, ist bereits auf dem Weg, ein systematisches Employer Branding Konzept zu entwickeln. Achten Sie dabei auf die folgenden drei Eigenschaften, die Sie immer im Hinterkopf behalten sollten:
- Qualität: Wer Qualität erwartet, sollte auch Qualität bieten.
- Glaubwürdigkeit: Das von Ihnen nach außen hin vermittelte Bild Ihrer Praxis sollte mit der Realität übereinstimmen. Es bringt wenig, sich nach außen hin besser darzustellen, denn das bemerken neue Mitarbeiter schnell.
- Authentizität: Fragen Sie sich, was gerade Sie als Arbeitgeber ausmacht! Was können Ihre Mitarbeiter von Ihnen erwarten und wo treffen Sie genau deren Bedürfnisse? Ihre Arbeitgebermarke sollte möglichst nahe an die realen Arbeitsbedingungen geknüpft sein.
Schritt #3: Mitarbeiter verstehen lernen
An genau dieser Stelle sollten Sie Ihre Mitarbeiter mit einbeziehen. Sie kennen die Arbeitsabläufe in der Praxis sowie die Anforderungen, Probleme und Notwendigkeiten. Schenken Sie den Bedürfnissen Ihrer Angestellten ein offenes Ohr und versuchen Sie, diese zu verstehen. Finanzielle Anreize sollten dabei nicht im Zentrum stehen – es geht hier vielmehr um nachhaltige Lösungen.
Denn das bisher vorherrschende Bild des klassischen Angestellten, der seine Aufgaben nach Vorgabe des Arbeitgebers erfüllt und sich von Werten wie Status, Karriere und der Höhe des Einkommens leiten lässt, tritt zunehmend in den Hintergrund. Dafür rückt der Wunsch nach mehr Eigenverantwortung und Individualität in den Fokus. Mitarbeiter möchten als Persönlichkeiten mit individuellen Fähigkeiten gesehen werden, die einer Tätigkeit nachgehen, mit der sie sich identifizieren können.
Letztendlich geht es darum, ein internes Programm zu schaffen, das die Mitarbeiterzufriedenheit steigert bzw. sichert und einen Arbeitsort zu schaffen, mit dem sich Ihre Mitarbeiter identifizieren können und der sie emotional bindet. Darüber hinaus haben Mitarbeiter, die sich wertgeschätzt fühlen, einen durchaus positiv hervorzuhebenden Nebeneffekt: sie arbeiten deutlich effizienter.
Schritt #4: Mitarbeiter als Botschafter
Warum es nun so wichtig ist, dass es den eigenen Mitarbeitern gut geht? Im Idealfall sind Ihre Mitarbeiter Ihre besten Botschafter, wenn es ums Anwerben neuer Mitarbeiter geht. Häufig tauschen sich Arbeitnehmer über ihre Arbeitgeber aus und/oder unterhalten Netzwerke zu Kollegen innerhalb der Branche.
Eine ehrliche Weiterempfehlung ist hier viel wert. Und tatsächlich stellt Mundpropaganda noch immer die erfolgreichste Form der Mitarbeiter-Rekrutierung dar und lockt mehr Bewerber an als jede andere Variante der Mitarbeitersuche. Warum? Weil Argumente als glaubwürdiger aufgefasst werden, wenn sie von „Vertrauten" kommen. Damit sind zufriedene, motivierte Mitarbeiter nicht nur maßgeblich am Erfolg Ihrer Praxis beteiligt, sondern auch essentiell daran beteiligt, ein starke und positive Employer Brand aufzubauen.
Fazit: Eine authentische Außenwirkung als Bewertungskriterium
Die Außenwirkung, die eine Praxis bzw. ein Unternehmen erzeugt – ob bewusst oder unbewusst – ist zu einem zentralen Bewertungskriterium geworden. Eine starke, authentische und glaubwürdige Arbeitgebermarke ist daher wichtiger denn je.
Wer also ein Bewusstsein für die elementare Bedeutung von Mitarbeiterbindung schafft und diese auch erfolgreich und nachhaltig umsetzt, hat bereits die Nase vorn. Schließlich sind es (auch) die Mitarbeiter, die den Erfolg einer Praxis wesentlich mitbestimmen. Und nur wer intern stark ist, kann Spitzenleistungen erzielen – sowohl im Arbeitsalltag als auch auf dem Markt.
* Ausschließlich zum Zweck der leichteren Lesbarkeit wird auf diesem Blog das generische Maskulinum verwendet. Hiermit sprechen wir ausdrücklich alle Geschlechteridentitäten ohne wertenden Unterschied an.