Was auf den ersten Blick vielleicht aussieht wie eine Mohnblume auf blauem Hintergrund, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als Bilddarstellung Ihres Berufsalltags. Prof. Dr. Adrian Lussi hat in seinen einzigartigen Zahnkunst-Werken nämlich Abbildungen von Karies oder Fissurenversiegelungen zu Kunst verwandelt. „Was auf dem Foto hübsch vom Rot ins Blau fließt, ist in Tat und Wahrheit Karies, die sich böse durch den Zahnschmelz frisst. Doch auf den farbigen, betörenden Bildern aus der Zahnmedizinischen Forschung sieht die üble Tat der Lactobazillen und Streptokokken aus wie ein exotisches Blütenblatt“, so der ehemalige Direktor der Zahnmedizinischen Kliniken der Universität Bern. Seine Bilder entstanden während Forschungsexperimenten, bei denen er untersuchte, wie man Karies möglichst schnell erkennen kann ehe der Zahn ein Loch hat.
Wie entsteht Karies?
Der Experte in Kariologie begab sich auf die Suche nach Antworten auf Fragen wie: Wie sieht Karies überhaupt aus? Wie entsteht Karies wirklich? Welche frühen Therapiemöglichkeiten sind sinnvoll? Gemeinsam mit Dr. Hermann Stich wurden für die Forschungsarbeit eigene Färbetechniken entwickelt. Dabei sind als Nebenprodukte die farbenfrohen Kunstobjekte entstanden, die aufgrund der großen Nachfragen nun auf einer eigenen Website für Zahnkunst zum Verkauf angeboten werden. Die Bilder kommen bei den Zahnärzten weltweit so gut an, dass sie mittlerweile sogar in Praxen in Brasilien oder Schweden hängen. Im Interview hat uns Prof. Dr. Lussi mehr über seine einzigartigen Kunstwerke verraten:
Prof. Dr. Adrian Lussi über seine Zahnkunstbilder:
Sie haben sich mittlerweile nicht nur als Zahnarzt einen Namen gemacht, sondern auch durch Ihre eindrucksvolle Zahnkunst. Wie sind Sie dazu gekommen?
Die Prophylaxe von Zahnhartsubstanzschäden war schon immer im Mittelpunkt meiner Lehre und Forschung. Die Bilder sind ein Nebenprodukt dieser Forschung und entstanden während Experimenten, bei welchen man herausfinden will, wie Karies möglichst schnell erkannt und behandelt werden kann. Für Unterricht und Forschung hat der Cheflaborant Dr. H. Stich jedes Jahr Hunderte von Zähnen histologisch aufgearbeitet. Durch spezielle Färbemethoden und Aufnahmetechniken erkennt man das Substrat, den Zahn, oft nicht mehr. Immer, wenn wir Studien durchführten, haben wir ein paar zusätzliche Aufnahmen für die Schönheit gemacht. Dass dabei Bilder entstehen, welche bunt leuchten, hat mit den angewendeten Färbemethoden zu tun.
Welche Färbemethoden haben Sie bei Ihren Bildern benutzt?
Die histologischen 20 - 30 Mikrometer dünnen Zahnschnitte werden mit Fuchsin eingefärbt und mit Lichtgrün gegengefärbt. Die Farbeffekte werden durch Polarisation des Lichtes erreicht oder mithilfe von UV-Licht. Bildbearbeitungsprogramme wie Photoshop werden nicht verwendet. Unter www.zahnkunstbilder.ch finden Sie genaue Angaben über die Herstellung der Schnitte, Presseberichte sowie eine reiche Auswahl von Bildern, die bestellt werden können.
Wie kommen die Bilder bei den Zahnärzten und Patienten an?
Das ganze Praxispersonal und auch die Patienten sind immer wieder überrascht, wie schön Zähne sein können, wenn man sie im Detail betrachtet. Das ist für alle motivierend. In den Bildern dieses Blogbeitrags sehen Sie einige Beispiele: Fissurenkaries kann wie eine Blume aussehen (Abb1), Schmelzspindeln wie eine Buschfeuer (Abb. 2). Und eine Fissurenversiegelung zum Beispiel kann der Patientin bzw. dem Patienten gut erklärt werden (Abb. 3).
Wie kann man als Zahnarzt einen guten Ausgleich zu diesem anspruchsvollen Beruf finden?
Jede Zahnärztin und jeder Zahnarzt hat eigene Methoden sich zu entspannen. Sportliche Tätigkeiten aller Art, Musik und Belletristik sind gute Möglichkeiten zum Ausgleich.
* Ausschließlich zum Zweck der leichteren Lesbarkeit wird auf diesem Blog das generische Maskulinum verwendet. Hiermit sprechen wir ausdrücklich alle Geschlechteridentitäten ohne wertenden Unterschied an.